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Wie finde ich Trost?

Manchmal fühlt man sich gerade von denen ermutigt, die es gar nicht großartig darauf angelegt haben. Der Beitrag “Wie finde ich Trost?” von Georg Magirius für den Sontagsruß vom 1. April 2012, einer Zeitschrift im Gütersloher Verlagshaus. Die Redaktion hat Monika Hovell.

Der Beitrag “Wie finde ich Trost?”

Schon lange bin ich der Frage auf der Spur: Wie eigentlich findet man Trost? Manchmal begegnet man Hilfsangeboten, bei denen ich untergründig mithöre: „Achtung! Hier kommt etwas, das dazu gedacht ist dich aufzubauen, es soll dir Mut machen, du sollst jetzt getröstet sein!“ Auch wenn der Trostspender es gut meint, stört mich persönlich irgendetwas daran, ich fühle mich wenigstens nicht wirklich aufgehoben. Umgekehrt kann es manchmal helfen, wenn jemand nicht mit offizieller Geste trösten will, vielleicht überhaupt nicht an Trost denkt, sondern die Gedanken umlenkt auf vermeintliche Banalitäten.

Der Schriftstellerin Gabriele Wohmann etwa, die in diesen Wochen ihren 80. Geburtstag feiert, gelingt es oft wie nebenbei, sich und andere aus dem Gefühl der Vergeblichkeit zu katapultieren. Sie unterhält sich über Kirschen und Kirsch (ohne e), über Himbeeren – und wie sie die zu Mus zerdrückt, eine Abendessenzeremonie. Statt von Antidepressiva zu sprechen, lobt sie den Wert eines sogenannten Prodepressivums. Das bedeutet: Traurigen kann es helfen, gegen die Traurigkeit nicht immer anzukämpfen. Ein melancholisch-schönes Gedicht kann ein Prodepressivum sein, es vermag den Schwermütigen zu erleichtern, weil er sich seiner Traurigkeit nun nicht mehr schämen muss.

Wohmanns weit mehr als 600 Kurzgeschichten, die sie in knapp 60 Jahren geschaffen hat, schildern oft ganz Alltägliches. Sie können trösten, weil selbst in Enttäuschung und Vergeblichkeit noch eine überraschende Komik zu entdecken ist. Wohmann, die in einem Pfarrhaus aufgewachsen ist, begibt sich jedenfalls nicht in die Rolle einer Könnerin, die von oben herab dem sogenannten Trostbedürftigen aufhelfen will. Weiterlesen