Biblisches
Die Kraft der Langeweile
Das Gefühl von Erschöpfung oder Ödnis kann furchtbar sein. Manchmal aber kann davon auch Faszinierendes ausgehen, behauptet Georg Magirius. Gewinnt man dank der Langeweile womöglich sogar einen Blick auf das, was Kräfte bringt? Seine Antwort “Die Kraft der Langeweile” ist veröffentlicht im Sonntagsgruß vom 8. Juli 2012. Dabei handelt es sich um eine Zeitschrift im Gütersloher Verlagshaus. Die Redaktion hat Monika Hovell.
Der Beitrag “Die Kraft der Langeweile”
Eines Tages stieß ich in der Buchhandlung auf ein Buch mit dem Titel „Öde Orte“. Außergewöhnlich war das deshalb, weil man normalerweise belebende Plätze und Landschaften für erwähnenswert hält. Die meisten hoffen auf Aufregung und Erregung, auf kleine Kicks oder spektakuläre Ferienparks. In diesem Buch aber wurden Erfahrungen mit herausragend öden Orten wiedergegeben. Das Werk war nicht gerade dünn. Noch überraschter war ich, als ich bemerkte: Dieser Wälzer ist Teil einer ganzen Buch-Reihe mit Reportagen über langweilige Orte. Die Einöde kann furchtbar sein. Offenbar kann von ihr aber manchmal auch etwas Faszinierendes ausgehen. Gewinnt man dank der Langeweile womöglich sogar einen besonders guten Blick auf das Lebendige? Dafür spricht eine Erzählung aus der Apostelgeschichte.
Freude auf der öden Straße
Sie spielt an einer als öde charakterisierten Straße, von Jerusalem nach Gaza verläuft sie. Dort reist ein bedeutender Mann, er trifft Philippus, den der Himmel schickt. Der angesehene Reisende kommt aus Äthiopien, verwaltet einen großen Schatz, war eben in Jerusalem und liest im Propheten Jesaja. Philippus steigt zu, sie kommen ins Gespräch über die Worte Jesajas, die von weit Schlimmerem als der Ödnis, nämlich von einem grauenvollen Ende spricht. Ein Schaf wird geschlachtet, das keinen Ton von sich gibt. Gemeint ist ein Mensch, der sich stumm verhält, in all dem Schrecken vielleicht auch gar nichts sagen kann. Was aber will Jesaja damit genau sagen? Die Apostelgeschichte verrät es nicht. Philippus aber, so heißt es, tut den Mund auf, um die frohe Botschaft vorzustellen. Er erzählt von Jesus, der wunderbare Worte von sich gab, am Ende aber war er stumm, da alles öde war und noch viel mehr … – weiterlesen.