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Die Weisheit des Gesetzesbrechers

Buchcover von "Eine Hand voll Sternenstaub" von Lorenz Marti - darin zu entdecken ist die Weisheit des Gesetzesbrechers

Für viele ist es ein Gesetz, sicherer als alle Erkenntnisse der Wissenschaft: Wer sich in der Schule vom Physiksaal angezogen fühlt, ist für die Lockungen von Religion, Philosophie oder Poesie taub. So gesehen ist Lorenz Marti ein Gesetzesbrecher. Und sein neues Buch „Eine Hand von Sternenstaub“ durchzieht die Weisheit des Gesetzesbrechers. Dabei stellt er wissenschaftliche Erkenntnisse auf leichte Weise dar. Es sind weniger Erklärungen, eher Erzählungen, mit denen er zu einer ungewöhnlichen Präzision gelangt. Der Stil ist auf überlegte Weise verknappt. Marti schreibt dabei nicht distanziert, sondern spricht den Leser an. Sein Buch der Wissenschaften ist ein Beziehungswerk.

Die Wahrheit des Widerspruchs

So erkennt der Autor aus Bern in der Denkweise der neuen Physik unter Berufung auf den Nobelpreisträger Max Born ein Friedenskonzept. Warum? Ort und Bewegung eines Teilchens im Atom könne man nie gleichzeitig bestimmen. Die Unbestimmtheit also ist grundlegend. Auf sie hält Marti eine Lobrede. Das grundlegende Dilemma verweise somit auf eine Wahrheit, die den Widerspruch bestehen lässt. Und schon hat Universal-Lehrer Marti den Fachsaal wieder einmal gewechselt, weil es ihm nicht behagt, sich gemütlich-wissend in einer Disziplin einzurichten. Stattdessen fragt er tiefer als andere, wechselt die Disziplinen. Er ist kein Sitzenbleiber. Nicht zufällig hat er sich in einem früheren Buch zu seiner Lieblingsbewegung, dem Spazierengehen bekannt. Gemächlich spaziert er auch jetzt schauend und staunend durch die Welt, durch Makro- und Mikrokosmos. Vom Urknall zu Newtons Mechanik. Über dessen Bekenntnis zum Nichtwissen weiter zur Entstehung des Mondes und Matthias Claudius‘ Abendlied “Der Mond ist aufgegangen”.

Lob der Lücke

Und noch weiter geht es zur Sternenkunde, die zu der erhellenden Erkenntnis führt: „Wir bestehen aus Asche von mindestens drei Sternengenerationen. Wir sind wortwörtlich Sternenstaub.“ Alles ist mit allem verbunden! Was aber nicht heißt, dass alles auf alle Zeiten sicher wäre. Sondern? „Wir brauchen den Mut, mit der Lücke zu leben.“ Spätestens damit ist klar: Lorenz Marti ist jemand, der mit einer unverwechselbaren Stimme durch das überwiegend antwortriefende Segment der spirituellen Literatur spaziert. Er verleiht wissenschaftlichen Erkenntnissen Wärme. Und seine religiös-poetischen Folgerungen sind auf angenehme Weise nüchtern.

Lorenz Marti hat das Buch “Eine Hand voll Sternenstaub – Was das Universum über das Glück des Daseins erzählt” im Kreuz Verlag veröffentlicht.