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Anonyme Frühjahrsabhängige

Immer mehr anonyme Frühjahrsabhängige outen sich - Mandeblüte in der Waidmannstraße in Frankfurt

Handelt es sich um eine neue Sucht? Lebensberater und Fastenvertreter raten zu Ausgleich und Mäßigung. Doch amdere bekennen sich dazu, sich entfalten zu wollen. Trotz Rauschzuständen und Abhängigkeit gründen sie keine Selbsthilfegruppe. Immer mehr anonyme Frühjahrsabhängige outen sich stattdesen: “Wir wachsen zum Himmel”, sagt eine von ihnen, deren Namen wir zu ihrem eigenen Schutz nicht veröffentlichen. Sie seien sich keiner Schuld bewusst, wird auf Nachfrage versichert. Sondern? “Wir sind phantastisch”, behaupten sie. Informationen zu Risiken und Bekämpfungschancen der neuen Sucht hat Georg Magirius zusammengetragen. Und veröffentlicht im Evangelischen Frankfurt vom 11. März 2014. Die Redaktion hat Antje Schrupp.

Der Beitrag “Anonyme Frühjahrsabhängige outen sich”

Bescheidenheit gilt als Tugend. Doch wer sich zum Himmel streckt, ist kein sündiges Wesen, sondern das Gegenteil: Er leuchtet. Denn der Frühling berauscht. Aber da ist niemand, der diesen Rausch beichten würde oder zur Selbsthilfegruppe der Anonymen Frühlingsabhängigen ginge. Nein, der Mensch will wachsen, blühen, glänzen. Er soll phantatisch sein.

Der Aufstand gegen die Apostel der Mäßigung

Viele haben Zucht, Beschneidung und Dünger erfahren müssen. Sie wurden gestutzt. Im Frühjahr jedoch, wenn sie sich outen und ins Blaue recken, merkt man ihnen das nicht an. Es ist jetzt vergessen. Und das Beste daran: Der Aufstand gegen die Apostel der Mäßigung und Farblosigkeit geschieht ganz von selbst. Er lässt sich nicht herstellen. Wenn man es versuchte, verlöre sich der Zauber. Noch schlimmer aber, wenn man sich das Blühenwollen versagen würde. Es ist kein spiritueller Impuls, sondern eine Selbstverständlichkeit: Wir sind zum Leuchten geboren.