Spirituelle Wanderungen
Mutig durchs Trollwutgebiet
Mutig durchs Trollwutgebiet: Ohne Sicherung kletterten 15 spirituelle Tageswanderer im Frühjahr des Jahres 2016 in der Reihe GangART unter Leitung des Theologen und Schriftstellers Georg Magirius durchs Ebersberger Felsenmeer. In den aufgewühlten Wellen des bei Erbach im Odenwald gelegenen Meeres tummeln sich Trolle, Kobolde und Elfen, heißt es. Wer sich trotz dieser Trollwutgefahr in ihre Nähe wagt, kann ein Kitzeln und andere sagenhafte Ermunterungen erfahren.
Segenswasser am Himbächlviadukt
„Wie finde ich Mut?“, war das Thema der 13 Kilometer langen Wanderung von Schöllenbach nach Hetzbach. Die Ermutigung kam aus dem Alten, in dem besondere Kräfte ruhen. Zum Beispiel der Aaronitische Segen, der aus urtümlichen Tiefen in die Gegenwart hineinragt. Diesem gar nicht unähnlich ist das ehrwürdige, aber um vieles jüngere Himbächlviadukt bei Hetzbach. Das wiederum strebt aus den Tiefen des Mümlingtals nach oben, um die modernen Reisezüge der VIAS durch den Odenwald zu tragen.
Inbegriff der Eventfreiheit
Aber nicht nur die ineinander gleitenden Regentropfen und Segensworte am Himbächlviadukt wirkten wie spirituelle Infusionen. Da war auch der offensichtlich mehrere Tage nicht mehr begangene Waldpfad Hz2, dessen Schranken sich öffneten. Das fühlte sich federweich an, denn die Schranken hatten Spinnen in aller Waldesruhe quer über den Weg gesponnen. An der Gebhardshütte erlebten die Wanderer mafiöse Witze von Hans-Günter Baus und Rhabarberkuchen von Gundel Baus. Wodurch schmeckbar und hörbar wurde: Trotz ihrer Präsenz in Fernsehen, Hörfunk und als Figuren der Suhrkamp-Hochliteratur ist es den Wirtsleuten gelungen, den Landgasthof als Inbegriff der Eventfreiheit zu verteidigen.
Frisches Wasser aus alten Gemäuern
Außerdem schienen die spirituellen Mutbürger während einer stillen Passage durch das Grün der Langwiese am Rudelsberg geradezu zu schweben. Denn sie erfuhren die landschaftliche Abgelegenheit so, dass sie sich Schritt für Schritt zu einer inspirierenden Angelegenheit verwandelte. Auch inspirierend das Wasser, das am Anfang der Tour in Schöllenbach strömte. Unter den alten Gemäuern der Quellkirche entspringt es, tritt an einer Mauer ins Freie. Es feiert rauschend die Gegenwart. Und zwar so, dass ein Träumer auf die Idee kommen kann, dass sich Vergangenheit und Zukunft auf eine endlos frische Weise vereinen.
Informationen zur Reihe GangART
Georg Magirius bietet in der Reihe GangART regelmäßig spirituelle Wanderungen an. Er hat das Buch “Schritt für Schritt zum Horizont” im Herder Verlag veröffentlicht. Dr. Esther Schulz und Clemens Carl haben es lektoriert. Aktuelle Termine der Reihe sind hier.