Biblisches
Der Vierklang des Genusses
Im Keller des Dietrich Bonhoeffer Zentrums in Ludwigshafen Friesenheim öffnet sich der Vorhang gewöhnlich für Bands, Theaterstücke oder Kinofilme. „Aber so hat der Keller noch nicht ausgesehen“, sagt Olaf Peters. Er hat mit dem Team vom dbz-Keller zu einer biblischen Weinprobe am 19. Mai 2016 eingeladen. Tatsächlich schauen die Gäste nicht auf Leinwand oder Bühne, sondern in Richtung Weinglas. Schließlich lautet das Motto der sinnesfreudigen Fortbildungsveranstaltung: “Der Vierklang des Genusses.”
Das Glas bildet das Zentrum
Das Glas bildet also das Zentrum des Abends. Es ist eine Bühne der anderen Art, in der Weine zur Aufführung kommen und in einen Dialog mit ausgesuchten Speisen treten. Diese Geschmacksharmonie wiederum unterlegt der Theologe und Schriftsteller Georg Magirius mit Genussgeschichten. Und die exakt darauf abestimmte Musik der Harfenistin Bettina Linck vollendet das Genussgeschehen.
Musizierende Lachsrolle
Der Vierklang des Genusses sei eine Biblische Weinprobe, klärt Magirius auf. Der Wein-Speise.Wort-Musik-Akkord ertöne dank vier verschiedener Bibelweinen insgesamt vier Mal. Das führt laut Magirius zu pädagogischen Synergieeffekten und sinnlichen Grenzübertritten. Tatsächlich bestätigen Besucher schon bald, dass die Lachsrolle zu musizieren beginne. Außerdem öffne Noahs Traumwein den Sinn der Bibel. Die Première Arabesque von Claude Debussy an der Harfe sende ein spritziges Bouquet aus. Und die Erzählung vom ersten Weinbauern der Welt mache doch auf sehr edle Weise trunken.
Ungewöhnliche Klangerfahrung
Und kein Bühnengraben stört den perlenden Fluss des Geschehens. Stattdessen sorgt die lockere Atmosphäre dafür, ungewöhnliche Informationen über ein auf diese Weise selten zu hörendes Instrument zu erhalten. „Ich habe mich bewusst dafür entschieden, nicht ausschließlich im Orchester zu spielen“, sagt Bettina Linck. Sie hat in der Staatskapelle Weimar und im hr-Sinfonieorchester agiert. In einem großen Klangkörper könne die Harfe bei Opernarien wie zum Beispiel denen von Richard Wagner schon einmal als wichtiges Begleitinstrument fungieren. Aber in der Regel werde sie nur als Klangfarbe wahrgenommen.
Fast wie ein Gebet
Beim Solospiel hingegen könnten sich Variantenreichtum und Stärke des Instruments entfalten. Liegt es auch daran, dass man den Klang der Harfe mitunter mit dem Himmel assoziert? An diesem Abend scheint die Genussfreude an irdischen Dingen in manchen Augenblicken in eine überirdische Richtung zu weisen. Sie habe Züge eines Gebetes angenommen. So empfindet es Olaf Peters, der Initiator der Biblischen Weinprobe: „Wir feiern hier im Keller bewusst keinen Gottesdienst. Aber das heute Abend war an manchen Stellen nichts anderes als ein Gottesdienst“. Die Fotos des Beitrags “Der Vierklang des Genusses” stammen von Peter Grab.