Stille
Aufstieg in die Stille
Wer die Stille entdecken will, benötigt kein Ohropax. Manchmal genügt es, von den Straßen der Geschäftigkeit abzuzweigen. Das zeigt im wörtlichen Sinn die Spirituelle Wanderung „Aufstieg in der Stille“. Georg Magirius von der Reihe GangART und Caroline Huber von Herder Reisen leiten die Tour. Ein Rückblick mit Fotos ist HIER. Die 16 km lange Tour auf dem Kinzigtäler Jakobuswegs im Schwarzwald führt von Haslach nach Zell am Harmersbach. Sie ist Teil des “Kurzpilgerns im Schwarzwald” 2016, veranstaltet von Herder Reisen unter Leitung von Caroline Huber. Schon die Römer bewegten sich durch das Kinzigtal auf einer von ihnen angelegten Straße. Nicht wenige Züge, Lastwagen und Autos nutzen heute mit hohem Tempo den Weg durchs Tal. Die Pilgerinnen und Wanderer des 1993 eröffneten Kinzigtäler Jakobusweg aber biegen nach wenigen Kilometern aus dem Kinzigtal ab – mitten in den Wald hinein.
Der Aufstieg in die Stille: ein stetig steigender Gewinn
Zügig geht es auf einem Holzfuhrweg bergan, dann auf einem Wurzelpfad in Serpentinen zum Weberskreuz. Die Mühe des Aufstiegs verwandelt sich in einen stetig steigenden Gewinn. Denn Höhenmeter um Höhenmeter schwindet das Talrumoren, bis es am Heinzenberger Kreuz in eine ungeheuer stille Weite mündet. Der Pilgerweg ist nunmehr ein Wiesenweg, der ins stille Seitental hinein und über das Tal hinaus blicken lässt. Der Weg führt zu einer muldenartigen Wiese, deren Abgeschiedenheit der Mittagsrast den Charakter einer köstlich schmeckenden Meditation verleiht.
Untreuer Schwarzwald
Kurz vor dem Dierlesberg betreten die spirituellen Wanderer dann erneut den Wald – schweigend. Auf schwarzwaldtypische Weise dämpft der mit Nadeln abgefederte Weg die Schritte. Dann allerdings wird das Gebirge seinem klassischen Ruf untreu. Denn mit einem Mal fehlt jeder Nadelwald. Denn eine helle Waldpassage mit Buchen umgibt die Pilgerinnen und Waldgänger wie ein Zauberwald. Es folgt ein steter Wechsel von Wiesen- und Waldpassagen. Bis sich am Niller Eck ein Bergpanorama zeigt, dass den gewichtig klingenden Unternehmungsgeist im Tal in diesem Augenblick bedeutungslos erscheinen lässt.
Entfesselung aus dem Hochbetrieb
Am Kohlplatz, wo vor 80 Jahren noch Kohlenmeiler Laubholz in begehrte Holzkohle verwandelten, geht es allmählich wieder bergab. Und zwar zurück in die Zivilisation, die nicht schrecken muss. Denn Zell am Harmersbach, einst die kleinste Reichsstadt des Heiligen Deutschen Reiches Römischer Nation, beherbergt eine stattliche Zahl an Eisdielen und Cafés. Außerdem einen Storchenturm, der nicht nur so heißt, sondern auf dem tatsächlich Störche nisten. Die Wallfahrtskirche Maria zu den Ketten erinnert an die wundersame Befreiung eines Kriegsgefangenen. Nach Anrufung der Gottesmutter fielen dessen Ketten ab: Wieso sollte nicht auch heute eine Entfesselung aus dem lärmenden Hochbetrieb möglich sein?
Die Reihe GangART
Ein Rückblick mit Fotos auf die Tour ist HIER. In der Reihe GangART leitet der Theologe und Schriftsteller Georg Magirius übrigens seit 2009 spirituelle Tageswanderungen. Aktuelle Informationen sind hier.