Liebesgeschichten
Die Unvergängliche
„Die Liebe ist langmütig“, heißt es in einem furiosen Liebeslied der Bibel. Langmütig sind offenbar aber auch die biblisch inspirierten Liebesgeschichten, die der Schriftsteller Georg Magirius auf immer neue Weise in die Gegenwart verlegt. Die 150. Liebeslesung ist am 2. September 2016 während der Nacht der Kirchen in Wiesbaden zu erleben. Er liest in der Ringkirche unter dem Titel „Harfe, Hochzeitsnacht und 7 tote Ehemänner“ auf Initiative des Pfarrers Dr. Sunny Panitz. Grundlage ist Magirius’ Buch „Traumhaft schlägt das Herz der Liebe“. Die 23-jährige, mit vielen Auszeichnungen bedachte Harfenistin Isabelle Müller aus Brüssel wird die Erzählungen musikalisch kommentieren. Und musikalisch belegen: Die Kraft, um die es geht, ist die Unvergängliche.
Die Unvergängliche will einfach nur erzählen
Dann brechen Eva und Adam ihren FKK-Feriencluburlaub ab. Maria verliebt sich beim Open-Air-Festival in einen Künstler, der nicht wie alle anderen Bühnenartisten eine tolle Show bietet, sondern nur erzählt, sonst nichts. Und die schönste Frau des Alten Testament wird am Badesee von einem Kuss überrascht. Dabei wollte sie dort doch nur ihre Schafe Wasser schlürfen lassen.
Schämt sich die Kirche für die Unvergängliche?
Die nicht abreißende Kette an Liebeslesungen lässt aufmerken. Denn die Kirchen in Deutschland scheinen sich seit dem „Jahr der Bibel 2003″ zu scheuen, diesem kaum fassbar reichen Buch eine große Bühne zu geben. Hat man Angst, die Abwanderungsgedanken potenziell Austrittswilliger zu verstärken? Die Bibel gilt vielen als abgestanden, schwer vermittelbar, literarisch vielleicht zu radikal, kurios oder zu dramatisch, auf jeden Fall als gestrig. Da ist dann auch egal, dass sie Buch der Bücher genannt wird und sich so unterschiedliche Sprach- und Erzählgenies wie Arnold Stadler, Gabriele Wohmann oder Bertolt Brecht vor ihr verneigen.
Eintritt ins Paradies
Zum Reformationsjahr 2017 wird die Revision der Revision der Revision etc. der Bibelübersetzung Luthers herausgegeben. Aber sonst geht es um alle möglichen Themen. Nur kaum einmal inhaltlich zentral um jenes Buch, das Martin Luther dazu brachte, den Weg der Freiheit einzuschlagen. Dank dieses Buches ließ er sich von keinem spirituellen Meister oder sonst einer Autorität abschleppen. Schon damals war die Bibel nun nicht gerade in Mode. Doch Luther traute dieser Kombination: Da war ein Buch und er – und inmitten seiner Verzweiflung keimte ein Friede auf. Und dieser Friede sei für ihn wie der Eintritt ins Paradies gewesen, sagte er. Doch auch religiöse Verlage tun sich im Reformationsjahr mit Veröffentlichungen schwer, die der Kraft der Bibel trauen. Begründung? Der Hinweis auf die Bibel bewirke eine Kaufhemmung.
Poesie, Musik, Verzauberung
Magirius’ biblisch inspirierte Liebesgeschichten ziehen dennoch an. Vielleicht weil es sich gerade um kein marketingorientiertes kirchliches Öffentlichkeitsangebot handelt, sondern um Poesie, Musik, Verzauberung? Seit der Veröffentlichung seines Buches “…denn die Liebe ist von Gott” 2005 unter dem Lektorat von Annegret Grimm sind seine Erzählungen in WDR, HR und BR zu hören gewesen. Das Nachfolgebuch “Traumhaft schlägt das Herz der Lieb” wurde im TV vorgestellt, Erzählungen daraus in 15 Zeitungen abgedruckt. Die Unvergängliche trat im Frankfurter Städelmuseum in einen Dialog mit Gemälden von Rembrandt und Monet. Meist interpretiert sie Magirius aber im Zusammenspiel mit Musik. Etwa mit dem Jazzmusiker Steven Tailor unter Leitung von Pfarrerin Monika Peisker im Augustinerkloster Erfurt. Oder im Dialog mit der Organistin Cordula Scobel in der Frankfurter Auferstehungskirche.
Indem sie geht, vergeht sie nicht
Katharina Knecht gestaltete mit Magirius eine Konzertlesung mit Flöten auf Einladung von Pfarrer Markus Eisele bei der Nacht der Kirchen in Idstein. Und die Harfenistin Bettina Linck illustrierte wieder andere Geschichten in Köln, beim Bündner Weinfest in der Schweiz, auf dem Hofbauernhof bei Freudenstadt, in der Süsterkirche in Bielefeld. Und unter dem Motto “Hemmungslos still” auch im Deutschlandfunk in der Reihe “Am Sonntagmorgen”. Das ist ein Sendeplatz, an dem nach Auskunft des Senders schon einmal bis zu eine Million Hörer einschalten. Mehr als 4000 Menschen besuchten die über 70 Konzertlesungen zum Beispiel in Bad König, Bad Homburg, Bad Vilbel, Bad Bellingen oder Badenweiler, aber auch in Städten ohne Kurbetrieb wie Mainz, Nürnberg, Ludwigshafen, München oder Kaiserslautern. Der Hörfunk sendete 80 Liebeslesungen. So geht eine alte Liebe. Immer weiter geht sie, wandelt und verwandelt sich. Und liegt es an diesem Gehen? Vergehen, heißt es in dem eingangs erwähnten Liebeslied, wird die Langmütige nicht: “Sie hört nicht auf”.
Informationen zum Buch “Traumhaft schlägt das Herz der Liebe”
Georg Magirius hat das Buch “Traumhaft schlägt das Herz der Liebe – ein göttliches Geschenk” im Würzburger Echter Verlag veröffentlicht. Die Illustrationen sind von Marc Chagall. Heribert Handwerk hat es lektoriert. Das Buch kostet 14,80 Euro. Und die ISBN-Nummer lautet 978-3-429-03585. Weitere Informationen, Leseprobe, Pressestimmen und Bestellmöglichkeit sind hier.