Für einen Augenblick still

Augenschmaus mit Marc Chagall. Eine Performance zu Flucht und Heimat. Die literarische Rheingau-Weinprobe “Schwanken zwischen Seligmacher und Höllenberg …”. Oder in die Stille und auf die Konzertharfenistin Isabelle Müller hören. Das sind Angebote der 15. ökumenischen Nacht der Kirchen 2016 in Wiesbaden. Zwischen den 22 offenen Kirchen verkehren Busse. Wohltuend kann es indes sein, einfach sitzenzubleiben. Zum Beispiel in der evangelischen Ringkirche. Dort heißt das Motto “Für einen Augenblick still.” Auf einschläfernde Weise  beruhigend geht es in Wiesbadens größter Kirche allerdings nicht zu.

Überdurchschnittlich gefahrvoll

Denn Pfarrer Ralf-Andreas Gmelin bringt dort Steine zum Sprechen. Der nicht ganz niedrige Turm des “Doms der kleinen Leute”, wie die Ringkirche auch genannt wird, lässt sich besteigen. Außerdem kann man sich in der Rondo-Bar Mut antrinken. Aber wofür denn? Um sich biblisch inspirierten Liebesabenteuern anzunähern. Sie münden in die Frage: Wird Tobias die Hochzeitsnacht mit Sara überleben, anders als seine sieben Vorgänger?  Die biblischen Liebesgeschichten wandern mit Wortwitz und musikalischer Raffinesse in die Gegenwart. Isabelle Müller spielt Harfe. Und der Theologe und Schriftsteller Georg Magirius liest aus seinem Buch “Traumhaft schlägt das Herz der Liebe.” Die Leitung und Moderation hat Ringkirchenpfarrer Dr. Sunny Panitz. Um 20, 21 und 22 Uhr weisen Musikerin und Erzähler den Weg in die überdurchschnittlich gefährlichen Hochzeitsnächte.

Rebellion in der FKK-Ferienclubanlage

Aber auch in einer FFK-Ferienclubanlage spielen die Liebesgeschichten. Dort herscht Sommer für immer! Eines Sonnentages aber halten Adam und Eva die zwanghaft gute Stimmung nicht mehr aus. So brechen sie unter Hindemiths rebellischen Klängen aus. Und zwar hinein in die wilde Freiheit des alltäglichen Lebens. Die schweigsame Kinoliebhaberin und Weingummianhängerin Maria wiederum begegnet Jesus erstmals bei einem Sommer-Open-Air. Alle Künstler bieten eine tolle Show. Bis auf Jesus. Er erzählt nur, sonst nichts.

Für einen Augenblick still: Die Gabe der Wortlosigkeit

Gerade dieses showfreie Erzählen erregt Maria auf eine fantastisch beruhigende Weise. Dank der sie beide verbindenden Gabe zur Begrenzung erfahren sie – umrauscht von Gabriel Faurés Impromptu – eine Entgrenzung. Das macht die sie umgebenden Aktivitätfanatiker für die Ewigkeit eines Augenblicks sprachlos. Jakob und Rahel wiederum begegnen sich erstmals inmitten einer Schafherde. Dort erleben sie ein glitzernd-wisperndes Rendezvous am Brunnen. Und zwar unter den rauschhaft starken Klängen des Prélude aus der Suite in E-Dur 1006a von Johann Sebastian Bach.

Die Konzertharfenistin Isabelle Müller

Isabelle Müller hat ihr Harfenstudium bei Professorin Fran­coise Fried­rich an der „Hochschu­le für Mu­sik und Dar­stellende Kunst Frank­furt“ 2016 mit Best­note abge­schlos­­sen. Sie ist mehr­­­fa­che Preis­­trä­ge­rin na­tiona­ler und inter­nationaler Harfen­wett­be­werbe im Solospiel, außerdem Mitglied der Jungen Deutschen Phil­harmonie. Sie lebt in Brüssel, aber auch in Mainz.

Das Buch “Traumhaft schlägt das Herz der Liebe”

Georg Magirius hat das Buch “Traumhaft schlägt das Herz der Liebe – ein göttliches Geschenk” im Echter Verlag veröffentlicht. Es hat 144 Seiten, viele farbigen Abbildungen von Marc Chagall. Heribert Handwerk hat es übrigens lektoriert. Es kostet 14,90 Euro. Die ISBN-Nummer lautet 978-3429035853. Weitere Informationen, Pressestimmen und Bestellmöglichkeit sind hier.