Spirituelle Wanderungen
Pilgern für Aufsteiger
September 2016: Es ist hochsommerlich warm. Die letzten Wochen hat es auf dem Kinzigtäler Jakobusweg im Schwarzwald kaum geregnet. Da sind bedeutsame Anstiege, der Boden ist trocken. Dennoch erfahren sie das Leben auf erfrischende Weise weich. Wer? 15 Teilnehmerinnen und Wanderer des Pilgerns für Einsteiger, das sich als ein Pilgern für Aufsteiger entpuppt. Sie kommen aus Aue, Bremen, Frankfurt, Freiberg und Freiburg. Aber auch aus Hannover, Herbolzheim, Herrsching, Selm, Sinzheim und Wetzlar.
Pilgern für Aufsteiger: Markanter Anstieg zum Heizenbauer Kreuz
Das „Pilgern für Einsteiger“ leitet die Romanistin und Medienwissenschaftlerin Caroline Huber von Herder Reisen. Und der Theologe und Schriftsteller Georg Magirius, Gründer der Reihe GangART, gibt spirituelle Impulse. Dass die Pilger das Leben als erfrischend und weich erfahren, kann nicht am Höhenprofil des Weges liegen. Auf den Etappen zwischen Haslach und Gengenbach werden gleich zwei markante Anstiege bestaunt, beschimpft und dann dennoch angegriffen.
Pilgern für Aufsteiger: Aussicht vom Niller Eck
Dank der Mühen wandert es sich in Landschaften hinein, die auf einer anderen Etage liegen. Die Aussicht vom Niller Eck erleichtert. Federnd die Waldwege zwischen Dierlesberg und der legendären Karfunkelstadt. Gelassen plaudert die Nordrach und verschwimmend schön sind die Übergänge im blau schattierten Waldbergpanorama am diesigen Morgen in Zell. Das dort entspringende Radiumquellwasser träufelt auf Lippen, Zunge und kommt in Flaschen. Keiner der Schwarzwaldpilger vertrocknet. Und unkomponierbar homogen klingt das Gruppenbild bei Neuhausen. Klingt? Tatsächlich ist es ein Klangbild, nämlich ein vielstimmig an den Berg geworfenes – wie soll man sagen? – HalleluJUHU. Und für die unaufkündbare Ewigkeit eines Augenblicks schallt es als Echo zurück.
Platz in der Herberge
Rhythmisch und stetig hingegen musizieren die Jakobsmuscheln an den Rucksäcken. So geht es Schritt für Schritt zum Ziel, der Jakobuskapelle in Gengenbach. Von ihr kann man bis in die Vogesen blicken. Die Weinstöcke neben der Kapelle tragen ein sattes Blaurot. Und in der Kapelle wird Gott gelobt, dass dieser vor Freude stolz und groß würde, wenn er es nicht schon wäre. In diesem Augenblick aber, da alles stimmt, enthüllt sich dessen Größe eben auch. Selbst noch am Abend ist sie in der Heidelbeermousse zu ahnen, sodass selbst der letzte Pilger die Gewissheit hat, einen Platz in der Herberge zu haben.
Die Reihe GangART
In der Reihe GangART leitet Georg Magirius regelmäßig spirituelle Wanderungen. Informationen zu aktuellen Touren sind hier.