Allgemein, Religion und Poesie
Das letzte Tabu
Georg Magirius ist ein religiös-hedonistischer Zauberer, der das letzte Tabu bricht. Das hat Gabriele Wohmann über den Theologen und Schriftsteller in “Erleuchtung in der Kaffeetasse” geschrieben. Das Buch von Mahirius widmet sich laut Wohmann auf provokante Weise Kleinigkeiten. Sie ließen jedoch das Große ahnen. “Es ist ein Vorgeschmackbuch, ein Brevier der überlebensrettenden winzigen Erfahrungen und Entdeckungen.” Mit seiner geduldigen Aufmerksamkeit für das vermeintlich Unbedeutende opponiere Magirius gegen die aufs Massenhafte zielende Aufgeregtheit. Mit “unserer oberflächlichen, vom Erfolgsstreben gesteuerten Gegenwart geht Magirius streng zeitkritisch um”.
Provozierend sparsam
Magirius widme sich stattdessen dem Naheliegenden. Wobei er gerade so Grenzen überschreite. “Was Ernst Jünger bei seinen naturwissenschaftlichen Studien nicht wagte, hebt Magirius freimütig aus seiner (scheinbaren) Unscheinbarkeit hervor. Freimütig, ja, und auch mutig, nämlich das letzte Tabu, das Gottesbekenntnis, brechend.” Gott müsse man nicht in der Kirche suchen. Und nicht in der Öde des Erwartbaren und der Leere des Schablonenhaften. Er sei eher dort zu finden, wo mit dem Wort “Gott” äußerst sparsam umgegangen werde. Nämlich in Geschichten und Büchern, die die Erkenntnissehnsucht nach Gott nicht lauthals ausbreiteten. Das Erhebende zeige sich etwa in der Betrachtung eines Grashalms auf dem Sportplatz. Oder im Heidelbeerkuchen mit Schlagsahne.
Eigenwillige Medizin
“Der so anspruchslos durch die Mikrokosmen unseres Alltags Illuminierte, den die Aufmerksamkeit zum Beispiel für die Sommerstille in einem Schwimmbad geradezu erleuchtet, kommt mir wie ein religiös-hedonistischer Zauberer vor, der sich mit seinen Erlösungstricks gut auskennt und durch sie wieder träumen und Geborgenheit empfinden kann.” Dies sei ein ernsthaftes Spiel, das anstecke. Es zeige sich “ein verhaltener Humor beim Entdecken von Absurditäten und unfreiwilliger Komik der Bagatellen aus dem zeitgenössischen Alltag.” Allerdings: Dabei handle es sich nicht um Komik, die verletze. Sie ermögliche es, mit Verletzungen zu leben: “Mit diesem Buch kann man auch wie mit der Bibel umgehen, einzelne Kapitel aufschlagen und dann lesen und sich ermutigen lassen von Magirius höchst eigenwilliger Medizin.”
Das Buch “Erleuchtung in der Kaffeetasse”
Georg Magirius hat das Buch “Erleuchtung in der Kaffeetasse – Große Fragen und das tägliche Allerlei” im Claudius Verlag veröffentlicht. Es ist fest gebunden, hat 200 Seiten und kostet 14 Euro 90. Die ISBN-Nummer lautet 978-3-532-62428-9. Dietrich Voorgang hat das Buch übrigens lektoriert. Das Nachwort von Gabriele Wohmann ist hier. Weitere Informationen und Pressestimmen sind außerdem hier.
Informationen zu Gabriele Wohmann
Gabriele Wohmann lebte von 1932 bis 2015. Laut Neue Zürcher Zeitung ist sie die “Meisterin der Kurzgeschichte”. Sie gilt als deren “absolute Herrscherin”, schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung, als – so “Die Welt” – “unbestrittene” und dem MDR zufolge “unangefochtene Königin” der Short Story. Mit Georg Magirius hat sie das Buch “Sterben ist Mist, der Tod aber schön” veröffentlicht. Georg Magirius hat viele Essays und Porträts über Wohmann für den Funk erstellt. Und “Eine souveräne Frau”, Wohmanns schönste Erzählungen, samt eines Nachworts zu ihrem 80. Geburtstag herausgegeben. Und zwar unter dem Lektorat von Dr. Angela Drescher. Das Foto stammt von Jule Kühn und zeigt Gabriele Wohmann und Georg Magirius während eines Gespräches für das Buch “Sterben ist Mist, der Tod aber schön”.