Stille

Wie finde ich endlich wieder Zeit?

Zeit für das Wesentliche

Wie finde ich endlich wieder Zeit? So fragen sich viele. Auch wenn es hochmodern wirkt, stöhnend und doch stolz darauf zu verweisen, im Moment gerade ungeheuer wenig Zeit zu haben. Diese Phänomen gab es womöglich zu allen Zeiten. Kurt Tucholsky fiel jedenfalls vor bald hundert Jahren auf: “Jeder hat vierundfünfzig Ämter. ‘Sie glauben nicht, was ich alles zu tun habe!’ – Ich glaubs auch nicht. Weil das, was sie da formell verrichten, kein Mensch wirklich tun kann. Es ist alles Fassade und dummes Zeug”. Das von Nina Sträter herausgegebene Buch “Zeit für das Wesentliche” wirft mit konzentrierten Texten einen Blick hinter die Fassade der Hochtourigkeit. Und damit auf das, was im Leben wirklich tragen kann.

Wie finde ich endliche wieder mehr Zeit? Vergiss dich!

Zum Beispiel sich nicht überfordern, sondern mit Johannes XXIII. den Geboten der Gelassenheit folgen: “Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer guten Lektüre widmen”. Joachim Ringelnatz wiederum rät, überhaupt nichts zu lesen: “Verstecke dich faul in der Fülle der Gräser (…) Und lass deine Melodien lenken von dem freigegebenen Wolkengezupf. Vergiss dich. Es soll dein Denken nicht weiter reichen als ein Grashupferhupf.”

Wie finde ich endlich wieder mehr Zeit? Wer stoppt, kommt früher an

In dem Buch sind Gedichte, Gedanken, Weisheiten. Auch freche Ermunterungen und ermutigende Widerständigkeiten von Horaz, Edith Stein und Bonhoeffer. Außerdem von Augustinus, Mutter Teresa, Hildegard von Bingen und Dorothee Sölle. Mascha Kaléko rühmt den sanften Zwang des Krankenbetts. Georg Magirius wiederum tritt inmitten der brausenden Großstadt in die Fahrradpedalen. Er rast mit! Das aber kippt rasch in eine Trödelei um, die sich als eine Beschleunigung der anderen Art entpuppt. Nämlich: “Wer stoppt, kommt früher an.” Und was rät der bei der Inquisition angzeigte Johann Michael Sailer, der Bischof von Regensburg? Er sieht ausgerechnet in dem, wovor sich viele fürchten, einen tragenden Grund: Nämlich der Begegnung mit sich selbst.

Heilung in der Einsamkeit

So suche – und auch diese Worte aus dem 19. Jahrhundert klingen aktuell und zeitlos zugleich – der durch geschellschaftliche und geschäftliche Verpflichtungen beschwerte Mensch “Einsamkeit, um sich vor Missmut zu bewahren, um die abgelaufene Uhr wieder aufzuziehen; er sucht Einsamkeit, um das Gemüt vom Überdruss zu heilen, der im Gewirr der Gesellschaft kaum zu vermeiden ist; er sucht Einsamkeit, um seinem Charakter die Eigentümlichkeit wiederzugeben, die ihm die fremden Gestalten und die Nachahmung geraubt haben”. Aber womöglich ist es noch einfacher, sich vor der Augescheuchtheit zu schützen und das Gefühl für Ruhe, Gelassenheit und das Wesentliche zu finden. Antoine de Saint-Exupéry formuliert es ist in der Kunst der kleinen Schritte. Es ist ein Gebet, die Bitte um Nüchternheit: “Bewahre mich vor dem naiven Glauben, es müsste im Leben alles glattgehen.”

Informationen zum Buch “Zeit für das Wesentliche”

Nina Sträter hat das Buch “Zeit für das Wesentliche – Was wirklich trägt” im Coppenrath Verlag Münster veröffentlicht. Es hat 160 Seiten. Das Design lag bei Daniela Lengers. Für Satz und grafische Gestaltung ist Beate Karahmanlar zusständig. Es kostet 12 Euro 95. Und die ISBN-Nummer lautet 978-3649671305. Weitere Informationen und eine Leseprobe sind hier.