Abschied vom irrsinnigen Ernst

Eine nicht zu beherrschende Übelkeit kann für Trauernde eine befreiende Wirkung haben. Das ist der Abschied vom irrsinnigen Ernst. Davon erzählt Bov Bjerg in der Erzählung Schinkennudeln. “Seit ich lesen konnte, hatte ich meine Nachmittage in Herrn Hofers Hinterzimmer verbracht, Comics, Schneiderbücher und immer wieder stapelweise Comics verschlungen”. Mit dem Tod von Herrn Hofer aber ist der Kaufladen geschlossen. Und beendet sind die gemütlichen Nachmittage des Dauerlesers. Und auch die Arbeit seiner Mutter, die in dem Kaufladen gearbeitet hatte. Bald putzt und kocht sie für das Lateinlehrer-Ehepaar Glinka und ihre beiden Söhne Ekbert und Bente. “Ekbert war der beste Schüler auf dem besten Gymnasium der Kreisstadt, Bente war etwas zurückgeblieben und brachte vom gleichen Gymnasium nur Zweien nach Hause. Außerdem war er in psychatrischer Behandlung”.

Abschied vom irrsinnigen Ernst: Ein nicht aufzuhaltender Akt der Freiheit

Dramatischer jedoch: Die Mutter muss die von ihrem Sohn heiß geliebten Schinkennudeln nach Frau Glinkas Rezept kochen. Das führt bei dem eingeladenen Sohn der Köchin dazu, dass durch Nasenlöcher und zusammengrepresste Lippen “zwei Portionen Schinkennudelbrei ins Esszimmer der Familie Glinka” spritzt. “‘Ich geh zum Irrenarzt’, sagte Bente, ‘und du kotzt hier auf den Tisch.’ Herr Glinka sagte: ‘Die Menschen sind eben verschieden.'”

Informationen zum Buch “Abschied”

Die Erzählung “Schinkennudeln” von Bov Bjerg ist der Anthologie “Abschied – Geschichten von Loslassen und Neuanfangen” enthalten. Georg Magirius hat das Buch in der edition chrismon veröffentlicht. Es enthält hat 15 Erzählungen. Sie stammen von Autorinnen und Autoren wie Siegfried Lenz, Robert Gernhardt, Elke Heidenreich, Georg Magirius, aber auch Ulla Hahn, Gabriele Wohmann und Bertolt Brecht. Das Buch kosstet übrigens 15 Euro. Annegret Grimm hat es lektoriert. Die ISBN-Nummer lautet 978-3-96038-083-2. Weitere Informationen und Pressestimmen sind hier.