Religion und Poesie, Stille
Wege aus der Dauerhektik
Wege aus der Dauerhektik zeigt das neue Buch „Stille erfahren“ des Theologen und Schriftstellers Georg Magirius. Das Buch reagiert darauf, dass das Lebenstempo ständig zuzunehmen scheint. Mit der Hektik wächst der Wunsch nach Ruhe. Das Buch öffnet Wege in eine Stille, die mehr ist als die Abwesenheit von Lärm. Autorinnen und Autoren erzählen von spirituellen Ruheräumen, in denen man sich aufgehoben fühlen kann: beim Schneefall, im Kino, beim Schwimmen im See, im Nachhall der Musik – oder auch in quirligen Großstädten Europas. Dort wird die Alleinreisende Ann-Kristin Rink von Momenten der Stille überrascht. Andere jedoch wollen Stille herstellen oder gar erzwingen. So beobachtet es der vielfach für sein lyrisches Werk ausgezeichnete Uwe Kolbe.
Stille überrascht
„Manchmal heißt es, Stille herrsche. Wenn das so gesagt wird, ist es oft positiv gemeint. Sie herrsche dann ‚wirklich‘, sie herrsche ‚endlich‘, sie herrsche da oder dort, an einem Ort, an dem, der es sagt, sich erholen kann. Ich könnte mich da nicht erholen.“ Für Kolbe gilt: „Stille ist die Überraschung. Sie gleicht der Nachricht, die du nicht erwartet hast. Ob gut oder schlecht, einen Moment lang bist du nicht sicher.“ Die Gedanken der Thaddäus-Troll-Preisträgerin Manuela Fuelle kommen zur Ruhe, „wenn ich die alte Haustür streiche, die Spinnweben beseitige, die knarrenden Treppenstufen fege, im Sommerhaus übernachte, die Umgebung erkunde, solange, bis das kleine Zimmer in mich hineingewachsen ist.“
Schwester der Stille: die Langsamkeit
Der Büchner-Preisträger Arnold Stadler erfährt Stille in der Langsamkeit. Und immer dann, wenn auf das Wort „Druck machen“ verzichtet wird, es wäre sein Vorschlag für das Unwort des Jahres. Bernardin Schellenberger, der viele Jahre in einem Schweigekloster gelebt hat, erfährt im Wald eine lebendige Stille, „das Rauschen der Wipfel im Wind, das Knarren von Stämmen, die Stimmen von Vögeln, das Huschen von Tieren, das lautlose Herabrieseln von Blättern“. Es sind Geräusche und Bewegungen, die die Seele festigen, weil sie „nichts von mir wollen und mich zu nichts auffordern“. Stille könne aber auch grausam und sogar tödlich sein, warnt Schellenberger.
Wege aus der Dauerhektik: Ein Fest feiern
Amet Bick erzählt von Menschen, die sehr viel Erfahrung mit Stilleübungen haben. Eines Abends fühlen sie sich gestört, weil ein permanenter Lärm wirklich jede ihrer ambitionierten Meditationsübungen unmöglich macht. Schließlich suchen die verärgerten Stillesucher die Quelle des Lärms. Und was finden sie? Gar nicht mal so unmögliche Menschen, die gerade ein Fest feiern. Und die Stillesucher feiern mit.
Informationen zum Buch “Stille erfahren”
Georg Magirius hat das Buch “Stille erfahren” im Herder Verlag veröffentlicht. Es hat 128 Seiten, ist gebunden und kostet 18 Euro. Das Buch enthält Beiträge von Amet Bick, Manuela Fuelle und Uwe Kolbe. Aber auch von Georg Magirius, Ann-Kristin Rink, Arnold Stadler und Bernardin Schellenberger. Dr. Esther Schulz und Jochen Fähndrich habe es lektoriert. Und die ISBN-Nummer lautet 978-3-451-34996-6. Weitere Informationen und Pressestimmen sind hier.