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Heimisch werden in der Fremde

Heimisch werden in der Fremde - Cover des Buches "Achtsam streiten"

Durchs Streiten erfährt man Nähe, wenn es respektvoll geschieht. Dann gilt sogar: Man kann heimisch werden in der Fremde. Davon sind die Herausgeber des in der edition chrismon erschienenen Buches „Achtsam streiten“ überzeugt. Die Herausgeber, die Evangelische Senderbeauftragte für den rbb und das Deutschlandradio sind, lassen Autorinnen und Autoren zu Wort kommen, die die These konkretisieren. Respektvoll streiten heißt, schreibt beispielsweise der Pfarrer Frank-Michael Theuer: „Bei aller Überzeugung auch den eigenen Irrtum für möglich halten“. Damit könne sogar Visionäres wachsen, denn man räume dem “Wunder einer noch unbekannten Wahrheit eine Chance” ein.

Heimisch werden in der Fremde, sogar auf dem Mond

Respektvoll mit anderen zu ringen, könne außerdem bedeuten, nicht allzu flüssig von Fremden Integration oder gar Assimilation einzufordern, schreibt Pfarrerin Melitta Müller-Hansen. Sie landete einst auf dem Mond. So empfand sie es, als sie nach Deutschland kam. Wie aber wird man heimisch an einem Ort, der sich wie der Aufenthalt auf einem fremden Planeten anfühlt? Ihr selbstauferlegtes Eingliederungsprogramm, nämlich ihre hervorstechenden Unterscheidungsmerkmale beseitigen zu wollen, scheiterte. Und führte zu der Erkenntnis: „Du hast der neuen Welt, in der du lebst, etwas zu geben, was sie noch nicht hat und noch nicht kennt: das Fremde, das du mitbringst.“

Jeder Streit ist einzigartig

Beim Streiten achtet man den anderen, indem man sich nicht klein macht und krampfartig an Konzeptionen und  Atemtechniken zur Entwicklung und Durchführung einer angemessenen Streitkultur klammert, schreibt die Gesangslehrerin und Sprechtrainerin Heike Hanus. Stattdessen gelte es, genau auf sich zu achten, in sich hineinzuhorchen, sich um sich zu kümmern, um aufrecht und aufrichtig seine Meinung sagen zu können. Am Ende nämlich komme es immer auf den Moment einer niemals exakt so vorauszusehenden Gegenwart an. „Alle Theorien von Atem und Stimme nützen wenig, wenn ich sie nicht jetzt und hier zur Anwendung bringe.“

Barbara Manterfeld-Wormit, Frank-Michael Theuer, Reinhold Truß-Trautwein (Hrsg.), Achtsam streiten. Für eine respektvolle Gesprächskultur, edition chrismon, 2019