Biblisches
Vom Vorrang der Schüler
Die Freiheit der Wissenschaft ist sprichwörtlich. Sie lebt vom Streit der Argumente und ermöglicht eine Vielfalt an Perspektiven. Tatsächlich haben in einer Geisteswissenschaft wie der Theologie aber auch die sogenannten Schulen einen großen Einfluss. So hat, wer einen längeren Forschungsweg einschlägt, sich einem Lehrer anzuschließen. Und damit in der Regel einer bestimmten Richtung, die sich über Generationen entwickelt hat. Denn der Lehrer war selbst einst Schüler und hatte einen Lehrer, der wiederum einst Schüler war. Und aus dieser Tradition heraus bildet sich eine Schule, die einem Familienstammbaum ähnelt. Der Vorrang der Schüler scheint da nur eine aberwitzige Idee zu sein.
Merkwürdige Treue
So ist von Neuforschern nicht immer Überraschendes zu erwarten. Ungewohnte Blüten im Schulstammbaum werden anerkannt, sofern sie das Gesamtbild nicht stören. Größere Abweichungen von der Schulmeinung können dagegen zu Schwierigkeiten führen. Die Schlagkraft der Schule sei dann in Gefahr, wird jenen zu verstehen geben, die die Freiheit der Wissenschaft allzu wörtlich nehmen. Selbstverständlich sollen die Schulen untereinander durchaus konkurrieren. Doch allen Schulen gemeinsam ist, mögen sie auch untereinander streiten, die Treue zur Gruppe.
Ein ungewöhnlicher Schulweg
Umso bemerkenswerter, dass nach Einschätzung von Christoph Dohmen der Theologe und Hochschullehrer Erich Zenger einen anderen Weg einschlug. Diesem sei der Elfenbeinturm wie überhaupt „alles Abgeschlossene, Eingesperrte“ zuwider gewesen, hat Dohmen in seiner Laudatio anlässlich der Verleihung des Theologischen Preises der Salzburger Hochschulwochen an Zenger im Jahr 2009 gesagt. Die Laudatio ist in dem nun zum 10. Todestag von Erich Zenger bei Herder veröffentlichten Buch „Mit Gott ums Leben kämpfen“ abgedruckt.
Der Vorrang der Schüler
„Zenger hat zahlreiche Schüler, aber keine Schule im traditionellen Sinn“, sagt Dohmen. Man „kann eine bestimmte Arbeit nicht anhand eines Themas oder einer Methode dem Betreuer Erich Zenger zuweisen“. Das liege daran, dass akademische Betreuung für Erich Zenger etwas damit zu tun habe, das in jungen Menschen Liegende ans Licht zu holen, also das, was in ihnen angelegt sei, sie beschäftige und bewege. „Als Lehrer ist Erich Zenger dabei immer Lernender geblieben, der seinen Schülern nicht nur Freiheit gelassen hat, sondern sich selbst fragend und forschend mit ihnen auf den Weg gemacht hat.“
Das Buch “Mit Gott ums Leben kämpfen”
Das Buch ” Mit Gott ums Leben kämpfen -Das Erste Testament als Lern- und Lebensbuch” haben Paul Deselaers und Christoph Dohmen im Herder Verlag herausgegeben. Maria Steiger und Dr. Bruno Steimler haben es lektoriert. Für den Satz verantwortlich ist Dr. Jean Urban Andres. Das Buch hat 552 Seiten und kostet 45 Euro. – Georg Magirius hat den Beitrag „Die Musikalität des Glaubens“ in dem Band veröffentlicht. Er stammt ursprünglich in dem von Dr. Lothar Bauerochse und Klaus Hofmeister herausgegebenen und von Katja Meinecke lektorierten Buch „Wie sie wurden, was sie sind – Zeitgenössische Theologinnen und Theologen im Porträt“.