Biblisches

Aufstand für das Leben jetzt

Aufstand für das Leben jetzt - Schlucht mit Bäumen - Foto von Gabriele Lässer

Die Psalmen atmen eine Religiosität, die das spirituelle Angebot für ein bisschen Glück verlacht. Das schreibt der Theologe und Schriftsteller Georg Magirius im Konradsblatt vom 24. Januar 2021. Sein Beitrag für das Wochenblatt des Erzbistums Freiburg trägt den Titel “Aufstand für das Leben jetzt”. Die Redaktion hat Brigitte Böttner. Spirituelle Meister heutiger Tage empfehlen laut Magirius oft, angesichts der Gegebenheiten dieser Welt tief ein und auszuatmen. Wer demütig und genügsam sei, Stille suche und allem Friedlosen zum Trotz lerne mit dem Leben einverstanden zu sein, befinde sich auf dem Weg zum Seelenfrieden. Von dieser Religiosität ist in den Psalmen nichts zu spüren, behauptet Magirius.

Aufstand für das Leben jetzt: Nie wird die Wucht des Todes verharmlost

Das Buch der Psalmen, das als Weltliteratur gilt, „sieht nicht in allem irgendwie das Gute, sondern kämpft ums Leben.“ Die Wucht des Todes werde nicht übergangen oder distanziert in Ziffern gekleidet. Nie finde man in ihnen die Haltung, sich aus der Warte eines unantastbaren Glaubens hinabzubeugen, um sich dadurch um Geschwächte zu kümmern. Denn: „Die Psalmen kümmern sich nicht um Schwache, sondern sind die Stimme der Schwachen.“

Offener Konflikt mit Gott

Diese Spiritualität klinge nicht schmallippig. Sie mache nicht klein, sondern richte auf. Man provoziert Gott: „In der Verzweiflung wird der offene Konflikt gesucht, Gott eine logische Schwäche attestiert: ‚Was nützt dir mein Blut, wenn ich in die Grube fahre.’“  In den Psalmen finde sich eine Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod. „Doch diese Hoffnung schimmert eher vorsichtig. Überwiegend wird der Tod als Schlusspunkt verstanden. So verschieben die Psalmen die Freude auf kein Später.“ Stattdessen kämpften sie, versuchten Gott zu wecken und forderten ihn auf, sich für das von ihm geschaffene Leben einzusetzen. Die Psalmen sind nach Magirius ein Aufstand. Für das Leben jetzt. – Foto: Gabriele Lässer, Pixabay.