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Gabriele Wohmann zur Pandemie

Die Pandemie ruft eine Unmenge an Statements, Strategien und Kommentare hervor. Trotz der vielen Worte bleibt oft ein Gefühl der Sprachlosigkeit zurück. Das aufgeregte Reden und kühle Analysieren wirkt wie ein ungewolltes Eingeständnis, für die aktuelle Situation keine treffenden Worte zu finden. Anders ist das, wenn sich Gabriele Wohmann zur Pandemie äußert.

Autograph von Gabriele Wohmann

Präzise Vorschau auf die Gegenwart

Die Schriftstellerin hat für die tiefgehende Verunsicherung eine grundlegende Sprache gefunden. Darauf macht der amerikanische Übersetzer und Schriftsteller David Herman aufmerksam. Er hat ihre Erzählung „Ein russischer Sommer“ ins Englische übersetzt und am 30. Januar 2021 im Columbia Journal veröffentlicht. Dass ausgerechnet Gabriele Wohmann in der Lage ist, die Gegenwart so eindrucksvoll zu beschreiben, mag überraschen. Denn die Autorin ist 2015 gestorben. Doch die mehr als 40 Jahre alte Erzählung von Gabriele Wohmann ist laut Herman eine erstaunlich präzise Vorschau auf die Gegenwart.

“Wohmann’s eerily anitcipatory account”

“Although the story focuses on a German family dealing with radioactive fallout from the Chernobyl disaster, it also has broader relevance vis-à-vis the current pandemic. Social isolation necessitated by hazardous surroundings, untrustworthy responses by political leaders, mental-health risks created by dangerous circumstances: all of this, and more, finds expression in Wohmann’s eerily anticipatory account.” David Herman

Der Übersetzer: David Herman

Die von David Herman übersetzte Erzählung “Ein russischer Sommer” ist im Columbia Journal gedruckt worden, findet sich aber auch auf der Website des Journals. Herman ist Schriftsteller, Übersetzer, Herausgeber und Träger des Ezra Pound Award for Literary Translation der University of Pennsylvania. 2020 ist der von ihm ins Englische übersetzte Roman “Moss” von Klaus Modick bei “Bellevue Literary Press” erschienen. David Hermann lebt in St. Petersburg in Florida.

Buchcover auf Veranda - Gabriele Wohmann zur Pandemie, zu lesen in "Eine souveräne Frau"

Gabriele Wohmann zur Pandemie in “Eine souveräne Frau”

Erstmals ist die Erzählung über die Folgen der Reaktorkastrophe von Tschernobyl in Gabriele Wohmanns gleichnamigem Buch “Ein russischer Sommer” 1988 in der Sammlung Luchterhand erschienen. Georg Magirius hat die Erzählung dann 2012 in die bei Aufbau verlegte Auswahl “Eine souveräne Frau – Gabriele Wohmanns schönste Erzählungen” aufgenommen. Den Band hat er mit einem Nachwort zu Wohmanns 80. Geburtstag herausgegeben, Dr. Angela Drescher hat ihn lektoriert. Die Rechte an der Erzählung liegen beim Aufbau Verlag, der dank seiner Zustimmung die Veröffentlichung in den USA ermöglicht hat.