Religion und Poesie
Bach ist sein Morgengebet
Bach ist sein Morgengebet, hat der Schriftsteller Arnold Stadler in der Wochenzeitung Der Sonntag (Sachsen) vom 28. November 2021 bekannt. In dem von Georg Magirius verfassten und von Stefan Seidel redaktionell betreuten Porträt erzählt Stadler, dass er jeden Morgen Bach höre. Vor allem Geistliche Kantaten, wie etwa die, mit der Bach in Leipzig seine Zeit als Thomaskantor begann: “Die Elenden sollen essen”.
Der Beitrag “Bach ist sein Morgengebet”
Er gilt als einer der wichtigsten deutschen Autoren der Gegenwart. 1999 erhielt Arnold Stadler den Büchnerpreis. Manchmal wird er als katholischster Schriftsteller bezeichnet. Ungewöhnlich, weil christlich Erkennbares in der Kulturlandschaft oft als unzeitgemäß abgetan wird. Damit der Überraschung nicht genug. „Ich bin auch Protestant“, sagt Arnold Stadler. Wie bitte? Statt einer Antwort spielt Stadler in dem elterlichen Hof im Dorf Rast in Oberschwaben, wo er aufgewachsen ist und arbeitet, den Eingangschor der Kantate vor, mit der Bach in Leipzig seine Zeit als Thomaskantor begann: „Die Elenden sollen essen, dass sie satt werden.“ Stadler, für Bücher und Worte bekannt, lauscht, bis der Chor endet. Schweigt. Dann: „Ich höre jeden Morgen Bach. Das ist mein Morgengebet.“ Dank der Kantaten Bachs werde für ihn die Heilige Schrift zu Klang. Da fühle er sich ganz im Sinne Luthers angesprochen. Was sein konfessionelles Selbstbewusstsein übrigens keineswegs durcheinander bringt. „Luther war doch Augustinermönch.“
Der oberste Protestant: “Bach ist problematisch”
In einer für ihn typischen Mischung aus diebischer Freude und aufgewühlter Traurigkeit fügt Stadler an: Der ehemalige Ratsvorsitzende Bedford-Strohm habe mit seinem protestantischen Bekenntnis nichts anfangen können, als sie sich einmal in der Nähe von Freiburg begegneten. „Ich lebe schon lange aus Bach“, habe er ihm gesagt. „Gerade von den Kantaten, die das Herzzentrum der Bachschen Welt sind.“ Der oberste Protestant: „Aber die Texte sind doch problematisch.“ Was an den Kantatentexten bedenklich sein soll, weiß Stadler bis heute nicht. „An wichtigen Stellen fügt Bach oft Worte aus den Psalmen ein.“ Wie eben „Die Elenden sollen essen, dass sie satt werden“. Das findet sich an entscheidender Stelle auch in seinem neuen Roman „Am siebten Tag flog ich zurück“. Der Erzähler, der mit Stadler zum Verwechseln ähnlich ist, bricht am Dreikönigstag zu seinem Sehnsuchtsziel auf. Zum Kilimandscharo. — Den Beitrag weiterlesen hier.
“Bach ist sein Morgengebet” in anderen Zeitungen
Das Porträt über Arnold Stadler hat übrigens auch das Konradsblatt am 12. Dezember 2021 unter Redaktion von Dr. Klaus Gaßner veröffentlicht. Außerdem ist es erschienen in “Die Kirche” vom 19. Dezember 2021 unter Redaktion von Karola Kallweit. Und im Bonifatiusbote – Der Sonntag – Glaube und Leben vom 19. Dezember 2021, redaktionell begleitet von Johannes Becher. Und unter Redaktion von Dr. Jerzy Staus im Würzburger Sonntagsblatt am 19. Dezember 2021. Die Fotos des Beitrags stammen von Pixabay und von Georg Magirius.