Biblisches, Frankfurt

Schöne Strafarbeit

Der Berg Zion ist der Ort, auf dem laut Jesaja die Völker eine schöne Strafarbeit auszuführen haben: Schwerter zu Pflugscharen

Strafe klingt negativ, kann aber eine hoffnungsvolle Vorstellung sein. Darüber schreibt der Romanist und Journalist Gernot Gottwals am 1. März 2022 in der Frankfurter Neuen Presse. Und verweist auf den Theologen Georg Magirius und sein neues Buch „Meine Bibel“. In ihm stelle Magirius die Vision einer ungeheuerlichen Migrationsbewegung vor. Laut Jesaja ziehen eines Tages alle Völker zum Berg Zion, nach Jerusalem. Also ausgerechnet in die Stadt, die viele Kriege erlitten hat, oft zerstört wurde. Der Berg werde so groß und hoch, dass alle Völker Platz haben. Und dann? Keiner werde mehr lernen, Krieg zu führen, heißt es bei Jesaja im sogenannten Alten Testament, das oft als furchtbar archaisch und gewaltliebend im Vergleich zu unserer friedliebenden und zivilisierten Gegenwart charakterisiert wird. Zuvor allerdings habe Gott noch eine Strafe für die Völker, eine schöne Strafarbeit. Denn sie müssen alle Schwerter und Speere zu Pflugscharen und Sicheln umschmieden.

Irritation

Schöne Strafarbeit: Georg Magirius
(c) Foto: Michael Faust

Trotz solcher Friedensbilder gibt Gottwals in seinem Zeitungsporträt, zu dem Michael Faust für das Foto verantwortlich ist, zu bedenken: „Einfacher, sicherer und friedlicher ist die Welt nicht geworden. Kann die  Bibel jungen Leuten Halt und Orientierung geben?“ Magirius‘ Buch zum Buch der Bücher richte sich schließlich an Jugendliche ab 12 Jahren und an junge Erwachsene. Magirius sei zuversichtlich, stellt Gottwals fest. Was nicht ausschließt, dass vieles in der Bibel und auch im Leben kompliziert sei und irritiere.

Kurze Kapitel

Deshalb habe der Frankfurter Autor sein Buch in 22 kurze Kapitel unterteilt. Und zwar zu Stichwörtern wie Liebe, Freunde, Frieden, Träumen, aber auch zu Themen wie Kämpfen, Angst und Feinde. „In jedem seiner Kapitel berichtet er über eigene Erfahrungen und Erlebnisse, erzählt kleine Geschichten, die er dann mit passenden Bibelstellen erläutert“, schreibt Gottwals.

Modernes Europa

Der Abschnitt zum Frieden komme auf Kriegsflüchtlinge zu sprechen. „Und schon bald können es wieder Tausende sein. Und Magirius verweist auf Paulus’ Gemeinde in Korinth, die er als eine Gemeinschaft vorstellt, in der die Menschen trotz vieler Uneinigkeiten und Eigenarten wie ein lebendiger Körper aus individuellen Gliedern zusammenfinden – so wie man es sich auch im modernen Europa wünschte.“

Einfache Zutaten

Illustration: Marie zu Dohna. Ein fades Brot, das festlich schmeckt.

Im Kapitel Feiern geht es um die Frage, ob ein Fest auch mit einfachen Zutaten gelingen könne. „Dabei verweist der Theologe etwa auf eine Packung Matze auf seinem Schreibtisch: ‚Das ist das trockene Brot, mit dem die Juden das Passahfest feiern, weil sie auf der Flucht aus Ägypten nicht mehr warten konnten, bis es durchgesäuert war‘, erklärt er.“ Die Bibel berichtet in diesem Zusammenhang von einem überschwänglichen Fest. Miriam hat auf die Pauke gehauen und gesungen.

Lachen

Und gelacht wurde gewiss auch. “‘Laut Bibel ist Lachen wie Beten eine gute Möglichkeit, um mit Gott in Kontakt zu kommen‘, sagt Magirius – und erinnert augenzwinkernd an seinen gestrengen Pfarrer, der das Kichern in der Kirche abschaffen wollte.“ – “Noch ein Buch zum Buch der Bücher”: Das vollständige Porträt von Gernot Gottwals über Georg Magirius ist hier.

Informationen zu “Meine Bibel”

Meine Bibel

Georg Magirius hat “Meine Bibel – Impulse fürs Hier und Jetzt” im Coppenrath Verlag veröffentlicht. Es hat 160 Seiten. Marie zu Dohna hat es illustriert, Ursula Heeke hat es lektoriert. Es ist gebunden, kostet 14 Euro. Die ISBN-Nummer lautet 978-3-649-64106-3. Weitere Informationen, Pressestimmen und außerdem eine Leseprobe sind hier. Das Foto vom Berg Zion stammt von Pixabay, das auf dem Screenshot entzifferbare von Michael Faust.