Franken
Frech sein im Advent
Krieg in der Ukraine, Energiekrise, ständige Preiserhöhungen. Die Stimmung ist getrübt. Wie trotzdem Stimmung vor Weihnachten aufkommt, schreibt die Redakteurin Claudia Kneifel in der Würzburger Main Post in dem Beitrag “So wird es ein schöner Advent” vom 26. November 2022. Dafür hat sie zehn in Unterfranken lebende oder durch Unterfranken streifende Menschen befragt. Und als Tipp zum Beispiel erhalten: Frech sein im Advent! Oder: Wandern im Nebel!
Walnüsse sammeln
Der Würzburger Gemeindediakon Patrick Herderich empfiehlt, den unfassbar großen Fragen die eigene Spiritualität, die Sehnucht nach Stille und Musik entgegenzusetzen, etwa mit dem Besuch eines Jazz-Konzertes. Die Kindergartenleiter Eva-Maria Harting aus Schweinfurt ermuntert, in der Familie eine Blechlaterne zu basteln, „eine schöne Dekoration, die eine besinnliche Stimmung verbreitet und zur inneren Einkehr anregt.“ Weil es dieses Jahr viele Walnüsse gibt, regt Barbara Kuhn vom Erlebnisbauernhof aus Güntersleben an, Nüsse zu sammeln und daraus Walnusskekse zu backen. Claudia Schlör, Kita-Leiterin aus Würzburg, erlebt, wie feinnervig Kinder Krisenstimmung registrieren. Da helfe es, diese nicht zu übergehen, sondern zum Beispiel ein Solidaritätspäckchen zu packen. Außerdem hilfreich: Ein Wärmewichteln. „Wärmende Präsente könnten sein: Tee, eine Wärmflasche, ein Buch mit erwärmendem Titel, Handschuhe, Kerzen, Schal.“
Ein ehrliches Lächeln
Gerade wenn draußen alles verrückt spiele, versucht Madeleine Werner einen Kontrapunkt zu setzen, indem sie es drinnen behaglich mache. „Ich gehe viel spazieren“, sagt die Inhaberin von „Zeitlos – Dekoration und Blumen“, „sammle Äste und Zapfen, die ich zu dekorativen Kränzen verarbeite. Das bringt weihnachtlichen Duft und Stimmung ins Haus.“ Hängt die Stimmung allein von äußeren Gegebenheiten ab?, fragen Christiane und Matthias Straub von Sir Quickly, einem vegetarischen Imbiss in Würzburg. Nach ihrer Überzeugung hängt die Stimmung davon ab, wieviel Zeit man sich vor Weihnachten nimmt: „Ein tieferer Blick, ein ehrliches Lächeln, jemandem die Hand reichen – das ist der Sinn von Weihnachten!“ Dabei könne es nicht schaden, Pfeffernüsse zu backen und mit einer roten Kordel an den Weihnachtsbaum zu hängen. Barbara Schmitz, katholische Professorin für Altes Testament an der Uni Würzburg, animiert, einen vom Protestanten Johann Hinrich Wichern eingeführten Brauch bewusst zu leben. Nämlich mit Ruhe in das Licht des Adventskranzes schauen, das im Lauf der Wochen vor Weihnachten immer heller werde. Josef Treutlein, Diözesan-Wallfahrtseelsorger am Würzburger Käppele, ermutigt, auch noch die winzigste Möglichkeit zum Friedensstiften zu ergreifen: Besserwisserei sein lassen, Zuhören, Abendmusik im Käppele besuchen. Und: „Ein Gebet spült meinen Groll hinaus.“
Frech sein im Advent
Warum im Advent nicht der Lust am Frechen folgen? Das empfiehlt Giuliana Carminati-Bina, Pädagogin einer Familienberatungsstelle in Würzburg. Vorbild dafür: Das Wichtelmännchen Nisse, das ziemlich scheu sei, dafür aber extravagante Botschaften in Briefchen und lustige Nachrichten am Badezimmerspiegel hinterlasse. Oder auch Mamas Autoschlüssel verlegt. Wer den dann entdeckt, findet auch eine Kleinigkeit. Georg Magirius, der in der Reihe GangART spirituelle Wanderungen leitet, geht auch mit seiner Familie gern wandern. Kürzlich war er auf dem Meditationsweg in Neuses am Berg. „Das Thema: Weinberge. Man schaut Weinberge hinunter, Weinberge hoch. Wir hatten Kuchen dabei und Tee in der Thermoskanne, den wir bei einem Aussichtspunkt im Stehen tranken. Es war nebelig und wir sahen wenig. Das Wenige hatte aber fast einen mystischen Charakter. Dann aber trat der Nebel zurück, der Vorhang ging auf, bescherte überraschende Blicke – und die Gewissheit: Der Main ist tatsächlich da, den gibt es auch bei Nebel. Und in Krisen.” Ausführlich finden sich die Tipps hier.