Religion und Poesie
Die Unterbrechung ist die Vollendung
Im Sommer liegt eine spirituelle Kraft, behauptet Georg Magirius in seiner halbstündigen Sendung “Die Unterbrechung ist die Vollendung” unter der Redaktion von Sabine Winter. Der Beitrag vom Bayerischen Rundfunk auf BR2, die jetzt als Podcast hier zu hören ist. Die Sprecherin ist Ruth Geiersberger. Dass im Sommer eine spirituelle Energie liegen soll, mag verblüffen. Denn keines der großen christlichen Feste zum Beispiel liegt im Sommer. Stattdessen wird der Kampf um Leben und Tod an Ostern im Frühling ausgefochten. Das Stürmen des Heiligen Geistes feiert man am Frühlingsende. Und mit dem Winterdunkel im Advent wächst die Erwartung, dass das neue Leben die Nacht durchbricht.
Statt Dramen lockt die Langeweile
Wie unspektakulär dagegen der Sommer. Gerade dessen Gleichmut aber schärft den Sinn für eine Spiritualität des Vertrauens, behauptet Georg Magirius. Die Hektik nimmt ab, die Gelassenheit zu. Zu erfahren sind Momente von Muße, Luft, Licht und Langsamkeit. Und statt Dramen lockt die Langeweile. Naivität sollte man der spirituellen Kraft des Sommers dennoch nicht unterstellen. Das zeigt sich schon an der Darstellung dieser Jahreszeit durch Schriftsteller wie Stephen King oder Martin Walser, die auf raffinierte Weise doppelbödig vorgehen, sagt der Literaturkritiker Christoph Schröder. Aber auch das Symbol des Wassers, wie es die biblischen Psalmen bezeugen, weiß um die Gefährdung des Vertrauens. An Sonnentagen erfrischt das Wasser, stimmt sanft und entfaltet beim Schwimmen eine unnachahmlich tragende Kraft. Doch jederzeit kann es Leben vernichten.
Die Unterbrechung ist die Vollendung
Wer der Leichtigkeit des Sommers traut, ist also kein Leichtfuß. Aber er leistet Widerstand gegen die Kräfte der Zerstörung. Und befindet sich manches Mal im Zustand eines Friedens, der an die Schöpfungserzählung erinnert. Denn deren Sinn lautet, sagt der Bibelwissenschaftler Egbert Ballhorn: “Die Unterbrechung ist die Vollendung”. Die Sendung tritt außerdem in ein Gespräch mit dem Psalm “Der Herr ist mein Hirt” von Heinrich Schütz und der Interpretation eines Themas von Corelli durch Helène Grimaud. Schließlich grundiert die Geigerin Janine Jansen die spirituell-literarisch abgesicherte Feier der Faulheit dank Antonio Vivaldis elegisch bis aufbrausender Deutung des Sommers. Das Produktionsmanagement liegt bei Ingrid Schillinger. Und die Regie hat Sabine Kienhöfer. Die Sendung hören.