Franken, Frankfurt
Das geliebte Stöffche
Manch Frankfurter und erst recht einem Sachsenhäuser kostet es Überwindung, die heimischen Gefilde zu verlassen. Schließlich ist Frankfurt die Apfelweinhochburg. Damit das Zurücklassen der Burgmauern nicht zum Ausflug ins Feindesland gerät, gibt der Autor und Journalist Gernot Gottwals Tipps, wie der Apfelwein auch in der Ferne greifbar bleibt. Und zwar in dem Beitrag “Vom Südbahnhof ins Frankenland” in der Frankfurter Neuen Presse vom 5. August 2023. Dabei verweist er auf das Buch “Frankenfreude” von Georg Magirius, dank dem “der Sachsenhäuser keineswegs auf sein geliebtes Stöffche verzichten” muss.
Das geliebte Stöffche im Odenwald
Denn im fränkischen Teil des Odenwalds, unweit der Wildenburg, gibt es laut Magirius Apfelwein: in Breitenbuch, wo eigens auf der anderen Straßenseite der Häuser und Höfe Keller angelegt sind – nicht zuletzt zur Lagerung dieses speziellen Getränks. So sei selbst nach einem Hausbrand das Apfelweinglas nicht leer, sondern noch immer greif-, heb- und austrinkbar. Ein Frankfurter kann also getrost durch Franken reisen. Und die sanften Hügel genießen, “die ein wenig an die Toskana erinnern”.
Von Frankfurt nach Franken
Na gut, überall ist Apfelwein nicht zu finden, dafür gibt es Wein, der nicht aus Äpfeln gemacht ist – wie in Marktbreit, Thüngersheim oder aus der Lage “Obernbreiter Kanzel”. Gefährlich ist der Aufenthalt allerdings im Spessart. Dort ist Katharina, der Kirchenpatronin an der Frankfurter Hauptwache, gleich mehrfach eines ihrer bei Partenstein üblichen Insignien geraubt worden, nämlich das Hirschgeweih. Und zwar am Katharinenbild, einem Wanderwegweiser unterhalb der Sohlhöhe. Damit aber, stellt Gottwals zufrieden fest, ist erneut eine Verwandtschaftslinie zwischen Franken und Frankfurt gezogen. Wobei sich Frankfurterisches in Franken in neuem Licht zeigt. Und sei es nur, weil eine Reise nach Mainfranken die Zeit zurückdreht. Denn wer dem Lauf des Mains aufwärts folgt, erlebt, wie es dem Frankfurter Mainwasser in seinen Kindheits- und Jugendtagen ergeht, wenn es noch durch Franken stromert.
Schneewittchen ist Fränkin
Weiteres dürfte dem, der sich aus Frankfurt nach Franken wagt, vertraut vorkommen: Das vordergründig Harte hat eine weiche Seite. So wirkt Burg Rieneck, ein Bollwerk, dank Erker und blühendem Kirschbaum verspielt. Auch der Kahlgrund ist trotz seiner nominellen Zugehörigkeit zu einem Gebirge nicht zackig genug, um für das Unesco-Welterbe vorgeschlagen zu werden. Die Stahlquelle in Bad Bocklet wiederum stimmt laut Gottwals mit ihrem Heilwasser sanft – trotz des martialischen Namens. Bei der Schneewittchentorte, die Autor Magirius bei einer seiner geführten Wanderungen in Lohr begegnet ist, handle es sich dann allerdings um ein fränkisches Alleinstellungsmerkmal. Diese Torte gibt es in der Apfelweinhochburg nicht, noch nicht mal den entferntesten Hinweis auf sie – Frankfurter Romantikmuseum hin oder her. Aber dass man außerhalb von Frankfurt auch auf Unbekanntes stößt, wird der Frankfurter neidlos bis interessiert anerkennen. Wenn nur das geliebte Stöffche in der Nähe ist.
Das Buch Frankenfreude
Der vollständige Artikel “Vom Südbahnhof ins Frankenland” von Gernot Gottwals in der Frankfurter Neuen Presse findet sich hier. Das dort besprochene Buch “Frankenfreude. 33 überraschend schöne Orte” von Georg Magirius ist unter dem Lektorat von Melanie Zeuß und Thomas Häußner im Würzburger Echter Verlag veröffentlicht. Es ist broschiert, hat 144 Seiten und viele Fotos und kostet 14 Euro. Die ISBN-Nummer lautet 978-3-429-05842-5. Weitere Informationen und eine Leseprobe sind hier.