Provokation Zufriedenheit

Sie gilt als eine der gegenwärtig vielleicht lächerlichsten Gefühlregungen: die Zufriedenheit. Denn was für Furore sorgt, ist eben der Furor, also die Wut, oftmals gespeist aus Enttäuschung und Unzufriedenheit. Wegen ihres inflationären Aufkommens allerdings wirkt die Wut fast schon wieder müde, austauschbar und schlapp. Ganz im Gegensatz zur Zufriedenheit. Selbst nur ein winziger Augenblick von ihr ärgert und entmachtet all jene, die im Auftrag einer nie endenden Ruhelosigkeit unterwegs sind. Und einem vorhalten, nicht gut genug zu sein oder zu leben. Diese stärkende Zufriedenheit zum Ziel hat die Reportage „Grenzgang zur Quelle“ von Georg Magirius in der Leipziger Wochenzeitung „Der Sonntag“ vom 23. September 2023 unter der Redaktion von Stefan Seidel. Der Autor sucht die Provokation Zufriedenheit zu Fuß. Und erfährt sie schließlich auf einer Bank in der Nähe einer Quelle, die als heilkräftig gilt. Allerdings stellt sich der Friede erst ein, nachdem der Wanderer im Odenwald vielfach Grenzen überschritten hat – zwischen Baden, Hessen und Bayern, dazu den Limes, die einstige Grenze zwischen dem Römischen Reich und Germanien. “Ein Ausflug, der zum Bild fürs Leben wird”, schreibt Redakteur Stefan Seidel.

Die Reportage „Grenzgang zur Quelle“ lesen

Das Unbekannte zieht mich an. Und Grenzen will ich überschreiten. Weil jeder auch noch so fern gelegene Flecken allerdings längst entdeckt zu sein scheint, wage ich mich ins Nahe. Zum Ausgangspunkt der Expedition reise ich so, wie das viele für unabwägbarer halten als einst die Erforschung eines Dschungels: Ich bin mit dem Nahverkehr unterwegs. Steil bergauf durch Wald ächzt sich der Bus von Amorbach nach Breitenbuch, das im fränkischen Teil des Odenwalds liegt.

Außerdem gutes Eis

Die Dorfmitte Breitenbuchs allerdings wirkt nicht außergewöhnlich: Kirche, Löschteich, einige Häuser und Höfe, die zu einer weitgestreckten Ebene gehören. Kinder, die der Bus aus unten liegender Schule und dem Kindergarten befördert hat, sorgen am Dorfbrunnen für eine touristische Kurzunterweisung. Gleich gegenüber gebe es Eier, Getränke, Wurst, außerdem gutes Eis. Uneinigkeit besteht nur darüber, was die beste Sorte ist.

Zwei Seen, die drei Seen heißen

Als die mehrfach ausgezeichnete Schriftstellerin Katharina Hacker als Kind manchen Sommer in Breitenbuch lebte, war das etwas anders, lässt sich in „Eine Dorfgeschichte“ nachlesen, die trotz fiktionalen Charakters für Wiedererkennungseffekte sorgt. Hatte man, schreibt sie, mit Gästen die nahen Sehenswürdigkeiten abgeklappert, beschäftigte man sich damit, Essen zu besorgen. Im Dorf gab es nämlich keinen Laden. Dafür aber die drei Seen im Wald. Das war ein See, aus dem durch Staumauern mehrere wurden, von denen einer verschwand. „Der ehemalige See, der jetzt zwei Seen ist, die drei Seen heißen“. In einem der beiden Seen könne man baden, falls es heiß genug sei, erklärt nun am Dorfbrunnen ein Junge. Nur schwimmen müsse man können. WEITERLESEN HIER

Das Buch zur Provokation Zufriedenheit

Die Reportage “Grenzgang zur Quelle” über die Provokation Zufriedenheit ist inspiriert vom Buch “Frankenfreude”. Georg Magirius hat es im Würzburger Echter Verlag veröffentlicht. Thomas Häußner hat die Frankenfreude angeregt, Melanie Zeuß hat das Buch lektoriert. Es hat Fotos, Kulturtipps und Hinweise zur Einkehr. Pressestimmen und eine Leseprobe sind hier.