Franken
Als Normalo in der Fürstenloge
Von einer Mutprobe in Franken berichtet Georg Magirius im Bayerischen Rundfunk am 20. März 2024. Er wagt es, als Normalo in der Fürstenloge der Kirche von Rüdenhausen am Steigerwald auf Samt zu sitzen. Die Sendung “Gedanken zum Tag” ist auf BR1 und BR2. Der vollständige Text ist hier.
Ohne Markierung unterwegs
Ich bin pilgernd unterwegs, um neuen Mut zu finden. Nicht auf fernen Pilgerwegen, sondern in der Nähe, bei Wiesenbronn am Steigerwald. Wiesenbronn gilt als fränkische Rotweininsel, doch wage ich die Insel zu verlassen. Mehrere Male wechsle ich die Wandermarkierung. Kurzzeitig bin ich sogar ohne Markierung unterwegs, bis ich den fürstlichen Schlosspark von Rüdenhausen erreiche. Allerdings lässt sich das Schloss nicht betreten.
Georg Magirius, Gedanken zum Tag, der vollständige Beitrag ist hier
Der Taufengel lächelt
Und auch der Park öffnet nur, wenn Kirchweih ist, erfährt Magirius. Dann ist Schlosstanz, bei dem allein Unverheiratete tanzen, die überdies im Ort wohnen müssen. Aber träumt nicht jeder hin und wieder von einem edleren Leben? Und davon, Grenzen zu überschreiten?
Am schmiedeisernen Zaun des Schlossgeländes entlang führt mich der Weg zur Kirche von Rüdenhausen, die – geöffnet ist. Außer mir ist niemand in der Kirche. Viel Mut erfordert mein Aufstieg nicht, ich brauche nur das eher symbolisch wirkende Absperrseil am Treppenaufgang zu übertreten. Auf der Empore drücke ich sanft die Klinke nach unten. Und es öffnet sich: die Fürstenloge! Ich sitze auf keiner gewöhnlichen Kirchenbank, sondern auf Samt. Durchs Fenster der Loge schaue ich zum Taufengel hinüber, der frei im Kirchenraum aufgehängt ist und eine ausgesprochen vergnügte Miene hat. Zufrieden trete ich den Weg zurück in niedere Gefilde an. Und lese an der Ausgangstür: Die Kirche ist videoüberwacht. Ich drehe mich um: Der Engel lächelt immer noch.
Georg Magirius, Gedanken zum Tag, der vollständige Beitrag ist hier
6 Pilgertipps für Bayern
Der Beitrag “Als Normalo in die Fürstenloge” ist Teil einer Reihe im Bayerischen Rundfunk, in der Georg Magirius sechs Pilgertipps für den Norden Bayerns gibt, die abseits der Haupterlebniswege verlaufen. Neben der sanften Fürstenlogenerstürmung ist das Rundweg 3 auf der Hochebene von Breitenbuch im Odenwald, die über einen verblpffenden Höhepunkt nachdenken lässt. Außerdem stellt Magirius unter dem Motto “Mit Fragen leben” eine Wanderung zur Kreuzkapelle bei Frammersbach im Hochspessart vor. “Mit Käsekuchen durch den Dschungel” lautet die Maxime der Tour von Sand am Main zur Wallfahrtskirche Maria Limbach. Auch zum Erlabrunner Käppele auf dem Volkenberg im Fränkischen Weinland geht es. Und auf den Gotthard bei Amorbach, wo sich “Liebe ohne Fensterglas” erfahren lässt. Georg Magirius leitet in der Reihe GangART regelmäßig Spirituelle Wanderungen, so geht es am 4. Mai 2024 unter dem Motto “Muße statt Müssen” von Thüngersheim in den Schlosspark Veitshöchheim, einen der schönsten Rokokogärten Europas.