Franken

5 Schritte zu mehr Leichtigkeit

In fünf Schritten zur Leichtigkeit - auf dem Philosophenweg im Spessart

Der erste Schritt zu mehr Leichtigkeit: einen Ort aufsuchen, an dem man sich schon mal unwiederrufbar zuhause gefühlt hat. Das empfiehlt der Theologe und Schriftsteller Georg Magirius in dem Beitrag „Unterwegs zur Leichtigkeit“, veröffentlicht in „Der Sonntag“ vom 23. Juni 2024 unter der Redaktion von Stefan Seidel. Für Magirius ist dieser Ort der Geborgeneit ein Naturschwimmbad im Spessart, das Erinnerungen an Schwimmbäder weckt, die er als Kind besuchte. Der zweite Schritt der Expedition “5 Schritte zu mehr Leichtigkeit”: das Zögern. Magirius empfiehlt, nicht den direkten Weg zum Geborgenheitsort zu wählen.

Gewohnte Gleise verlassen

Außerdem hilfreich – und das ist der dritte Tipp: Gedanken aus den gewohnten Bahnen lassen. Dem Spessartwanderer glückt es dank des Philosophenwegs, den Wegewart Johann Bialdyga komponiert hat. Der etwa 10 Kilometer lange Wanderweg hinterfragt das Stereotyp vom finsteren Spessartwald.

Der Weitsicht trauen

Immer wieder zeigt der Wald Weitsicht, gibt den Blick frei. Das lässt an Wilhelm Hauffs Märchenbuch „Wirtshaus im Spessart“ denken, das die Charakterisierung des Spessarts als Dauerdunkelwald maßgeblich prägte. Denn auch Hauff unterbricht das nächtliche Terrain seiner Rahmengeschichte fortlaufend, indem er die Reisenden einander fantastische Geschichten aus dem Ausland erzählen lässt. Der Blick in die Ferne erhellt die Angst, verwandelt sie, lässt sie vergessen.

Georg Magirius, Unterwegs zur Leichtigkeit, in: Der Sonntag (Sachen)

Mut zur Kürze

Der vierte Schritt zur Leichtigkeit ist ein beglückender Verzicht. Nämlich darauf, alles bis zum Äußersten auszureizen. Beispiel Wassertretbecken. „Statt im Kaltwasser einen Rundenrekord anzustreben, geht es um einen Genuss, der aus der Kürze kommt“, erfährt Magirius.

Sich seinen Reim machen

Der fünfte, der entscheidende Schritt: Dem eigenen Empfindungsvermögen trauen. Das ist die Pointe des Philosophenwegs. Denn auf seinem Höhepunkt, an der Philosophen-Bank, darf der Wanderer sich seinen eigenen Reim machen.

Tiefe Freude

„’Von dort haben sicher auch Joseph von Eichendorff und andere Dichter den Blick ins Tal genossen’, sagt Johann Bialdyga. Allerdings legt keine Erklärungstafel die Philosophie dieses Ortes fest. Der Wanderer darf sich also beim Schauen über das Waldwellenmeer einen eigenen Reim machen, was unter der Liebe zur Weisheit zu verstehen ist. ‘Die Welt ist viel zu schön, um zum Zyniker zu werden’, lautet das, was der Ort mir mitteilt.” – Die vollständige Wanderreportage mit den detailiert ausgeführten Schritten zur Leichtigkeit und der genauen Wegführung findet sich hier. Die Wanderung, die laut Redakteur Stefan Seidel in “eine tiefe Freude” mündet, ist angereget vom Buch “Frankenfreude – 33 überraschend schöne Orte”.