Neues Leben

Wird Magirius kanonisch?

Wird Magirius kanonisch? Schmetterling von Adina Voicu

Wird Magirius kanonisch? Auf den Gedanken kann man schon mal kommen, da kürzlich ein Abschnitt aus seinem von Dr. Dietrich Voorgang lektorierten Buch “Schmetterlingstango” in ein Schulbuch aufgenommen wurde. Dabei hat das Schreiben des Theologen und Schriftstellers Georg Magirius bislang nicht einhellige Zustimmung gefunden. Nachvollziehbar. Denn schon sein erstes Buch hinterfragte eine Ein-Farben-Genügsamkeit: “Gott spricht kunterbunt. Reden und Geschichten gegen die grauen Kanzelworte.

“Bibelverdreher”

Manche seiner Texte wurden als „Machwerke eines biblischen ‚Neuerzählers’“ gerügt. Zwar gehe es in diesen Erzählungen um Liebe. Umso schlimmer, dass der Autor dann sich selbst umkreise. Er sei “geblendet von seiner eigenen Brillanz“, motiviert davon, sich und sein Können in den Mittelpunkt zu stellen. Dabei hat er “den Inhalt und Sinn der Heiligen Schrift völlig entstellt und ins Gegenteil verdreht.”

“Kirchenrebell”

Andererseits wird seine Originalität lobend hervorgehoben, die freilich Gewohnheiten hinterfragt. “Kirchenrebell” hat ihn die Presse getauft. Das Buch “Schmetterlingstango”, das nun Schulstoff ist, hat jedoch durchaus Würdigungen auch im kirchlichen Umfeld erhalten. Der katholisch geprägte Borromäus-Verein hat es als „Sachbuch des Monats“ ausgezeichnet. Das evangelische Magazin Zeitzeichen hebt hervor, dass Magirius über die von vielen als eng erfahrene Realität hinausschreibe.

Das ist so einmalig lebendig, so unprätentiös und klar erzählt, dass man sich die Augen reibt und fragt: Warum wird einem nicht viel öfter Glaube so vermittelt? Ilka Scheidgen über “Schmetterlingstango” in: Zeitzeichen  

Trost statt Hilflosigkeit

Vielleicht aber kommt die Unruhe, die der freiberuflich arbeitende Theologe in Kirchenkreisen mitunter auslöst (“Sich in der Kirche an Jesus orientieren? Schwachsinn von Magirius!”), daher, dass seine angebliche Neuartigkeit eine verschlos3sen geglaubte Tür zur Tradition aufstößt. Frischer Wind also durch das Beschreiten alter Wege? Wenigstens ist dank eben dieser Herangehensweise der Text entstanden, der nun als Schulstoff für gut befunden worden ist: In “Schmetterlingstango” befragt Magirius die Hoffnung auf Auferstehung, aber tut sie eben nicht gleich als abwegig ab. Noch mehr! Sogar die Vorstellung der leiblichen Auferstehung könne trösten, behauptet er. Also jene Hoffnung, ohne die es das Christentum nicht gäbe. Nur gilt sie vielen als unaufgeklärt und peinlich und löst gerade auch unter Theologen heute oft Scham und Hilflosigkeit aus.

Der Text, der Eingang in das Schulbuch “Und siehe, es war schön bunt!” gefunden hat (Vandenhoeck & Ruprecht), lässt sich hier unter dem Menüpunkt “Leseprobe” aufrufen. Das Foto stammt von Adina Voicu.