Neues Leben

Das Licht in sich entdecken

Das Licht in sich entdecken - Foto (c) Eckehard Jagdmann - Pixabay

Wie man in sich Licht entdeckt und es leuchten lässt, erklärt der Theologe und Schriftsteller Georg Magirius im Bayerischen Rundfunk in der Reihe “Gedanken zum Tag” vom 23. Oktober 2024, gesendet auf BR1 und BR2. Die Redaktion hat Sabine Winter, das Produktionsmanagement liegt bei Ingrid Schillinger. Das Manuskript ühier nachlesen.

Verkorkstes Gold

Ob überhaupt Lichtvolles im Menschen ist und frei gelegt werden kann, ist seit alters her umstritten. Wenn er sich läutert, bessert, entwickelt, voranschreitet, dann schon, sagen einige. Andere: Der Mensch hat nicht nur in sich Licht, sondern ist sogar wie Gold. Nur ist seine grundlegender Glanz im hiesigen Leben verstaubt, seine ursprüngliche Himmelszugehörigkeit braucht der Wiedererinnerung. Wieder andere sind sich sicher: Grundlegend verkorkst ist die menschliche Natur. Dann gibt es welche, die sagen: Einer ist doch nicht wie der andere! Da gebe es Kinder des Lichts. Und Kinder der Finsternis. Wieder andere glauben: Es gibt einen Funken tief im Innern, der entzündet werden kann. Aber wie?

Der Zauber des Banalen

In den Gedanken zum Tag gibt Magirius auf diese Fragen keine direkte Antwort. Aber er berichtet von einer richtungsweisenden Aktion, die manchen auf eine pathetische Weise banal, kitschig oder sehr gewöhnlich erscheinen dürfte, gerade einmal tauglich, in einem spirituellen Besinnungsheftlein aufzutauchen, das im Hundererpack verbreitet wird. Bei aufmerksamem Ausführen dieser Aktion gibt sie aber doch ahnungsvolle Hinweise darauf, wie man das Licht in sich entdecken und freilassen kann.

Feuriges Mittelmaß

Voraussetzungen für diese Aktion: keine. Außer: eine Kerze. Ein Streichholz. Dämmerung oder – noch besser – Dunkelheit. Dazu sollte man als Kind geübt haben, ein Streichholz zu entzünden. Und sich bewusst machen, dass dafür eine Art von Mittelmaß nötig ist, das nicht etwa im abwertendem Sinn mittelmäßig ist, sondern eine faszinierende Könnerschaft. Denn beim Entzünden eines Streichholzes bedarf es den genau dieses feurige Mittelmaß, den richtigen Impuls, um nicht zum Gewalttäter zu werden (Holzbruch), aber auch nicht vor lauter Sanft- und Lahmheit – mag sie noch so gut gemeint sein! – zum Lichtblockierer zu werden.

Innere Beweglichkeit

Ist nicht nur das Holz, sondern auch der Docht entzündet, muss die Kerze im Blick gehalten werden. Dabei lässt sich eine Ahnung davon bekommen, warum Menschen tatsächlich nicht grundlegend oder für immer aus Finsternis bestehen. Voraussetzung? Erneut: keine. Außer: Man muss schon einmal andere betrachtet haben, die ins Kerzenlicht gucken. Und dann bereit sein, während man weiter ins Kerzenlicht schaut, innerlich die Perspektive zu wechseln und sich vorzustellen, mit den Augen anderer nun sich selbst zu sehen, wie man gerade ins Kerzenlicht schaut. Wer also zwei Minuten Zeit, Kerze, Streichholz, eine geeignete Fingerbeweglichkeit und innere Beweglichkeit besitzt, kann erfahren, wie das Licht in einem frei kommt, man vielleicht sogar erleuchtet ist. Oder man hört und liest das Manuskript der Gedanken zum Tag im Bayerischen Rundfunk – jetzt. – Die Fotos stammen von Pixabay, das Streichholzbild von Eckehard Jagdmann.